Das wichtigste Stoffwechselorgan unseres Körpers ist die Leber, durch die das Blut von Giftstoffen gereinigt wird. Die Leber bildet Stoffe, die für die Fettverdauung bzw. die Hormonbildung wichtig sind, darüber hinaus verwertet sie auch Bestandteile der Nahrung, speichert Spurenelemente, Mineralstoffe, Vitamine bzw. Energie und ist für den Abbau schädlicher Substanzen zuständig, damit der Körper diese dann ausscheiden kann. Normalerweise liegt der Fettgehalt der Leber unter fünf Prozent, wenn sich allerdings mehr Fett in der Leber ansammelt, so spricht man von einer Fettleber oder Steatosis hepatis.
WEIT VERBREITETE ERKRANKUNG
Fettleber-Erkrankungen sind sehr weit verbreitet, werden aber dennoch selten bemerkt. So leiden rund 85 Prozent der Diabetiker und stark übergewichtigen Menschen an einer Fettleber und auch übergewichtige Kinder sind von dieser Erkrankung betroffen. Dabei können drei Stufen unterschieden werden:
Stufe 1: Fettleber, aber keine entzündliche Reaktionen. Meist ist in Stufe 1 weniger als ein Drittel der Leberzellen verfettet.
Stufe 2: Fettleber und Auftreten von entzündlichen Reaktionen, Verfettung von etwa zwei Drittel der Leberzellen
Stufe 3: Leberzirrhose, Verfettung von mehr als zwei Drittel der Leberzellen
Wer von einer Fettleber betroffen ist, hat außerdem das Risiko an Leberkrebs, Leberentzündungen oder Typ-2-Diabetes zu erkranken. Bei vielen Betroffenen treten außerdem Herz- und Gefäßkrankheiten bzw. Bluthochdruck auf.
UNSPEZIFISCHE SYMPTOME
Menschen, die an einer Fettleber leiden, haben sehr häufig keine Beschwerden. Unter Umständen verspüren sie ein leichtes Völle- oder Druckgefühl, das im Bereich des rechten Oberbauches auftritt. Diese Symptome treten auf, da die Leber möglicherweise stark vergrößert ist und Druck auf die Bauchwand bzw. andere Organe ausübt. Das ist darauf zurückzuführen, dass die Leber über Jahre hinweg Fett einlagert und schließlich anschwillt. In besonders schweren Fällen kann sie sogar doppelt so groß werden. Die Betroffenen leiden dann an Konzentrationsstörungen und Müdigkeit, auch wenn die Leberwerte über einen längeren Zeitraum erhöht sind, kann das auf eine Fettleber hinweisen.
Ist die Leber geschädigt, so sind Leberzellen im Blut nachweisbar, dazu zählen zum Beispiel die Enzyme GPT oder GOT bzw. das Enzym Gamma-GT und der sogenannte Bilirubinwert. Allerdings sind hohe Leberwerte kein spezifisches Symptom für eine Fettleber, sondern können auch auf andere Leberschädigungen hinweisen. Im Rahmen einer körperlichen Untersuchung kann der Arzt eine vergrößerte Leber unter Umständen auch ertasten, bei einem Ultraschall ist es zudem möglich, veränderte Leberstrukturen zu erkennen.
SYMPTOME OHNE ALKOHOLISCHE URSACHE
Viele Betroffene, die an einer Fettleber erkranken, sind übergewichtig und essen häufig fettige Speisen. Bei einer Blutuntersuchung sind die Fettwerte dann ebenfalls erhöht. Aber auch eine eiweißarme Ernährung kann zu einer Fettleber führen. Bei anderen Patienten kann ein metabolisches Syndrom festgestellt werden oder sie sind zuckerkrank. Das metabolische Syndrom ist eine Stoffwechselstörung, die sich durch erhöhte Blutfettwerte, Bluthochdruck, einem erhöhten Blutzuckerspiegel bzw. Fettleibigkeit äußert. Die Erkrankung ist meistens auf Bewegungsmangel bzw. eine ungesunde Ernährung zurückzuführen. Führt man dem Körper mehr Kalorien zu, als dieser verbrennen kann, so wird die überschüssige Energie als Fett eingelagert, und zwar sowohl in Form von Fettgewebe unter der Haut als auch in der Leber.
Wird zu viel Fett in der Leber eingelagert, so kann es zum Auftreten von Diabetes mellitus Typ II kommen. Allerdings wird die Leber nicht nur durch fette Speisen belastet, Studien zeigen, dass auch zu viel Zucker zu einer Fettleber führen kann. Im Falle des Auftretens dieser Risikofaktoren sollte unbedingt vermehrt auf die Symptomatik einer Fettleber geachtet werden. Bei einer Fettleber, die als Folge von Diabetes mellitus bzw. Übergewicht auftritt, führen die Verfettungsprozesse meist nicht zu einer Leberzirrhose. Wer eine Fettleber aufgrund falscher Ernährung bekommt, kann den Verfettungsprozess aufhalten bzw. manchmal sogar wieder rückgängig machen.
SYMPTOME MIT ALKOHOLISCHER URSACHE
Erhöhter Alkoholgenuss kann ebenfalls zu einer Fettleber führen. Wird regelmäßig Alkohol getrunken, so liegt die kritische Grenze bei Frau bei 20g Alkohol pro Tag bzw. bei Männern bei 40g Alkohol am Tag. Chronischer Alkoholkonsum kann oft leichter erkannt werden, als die Symptome einer Fettleber, da die Betroffenen meist nach Alkohol riechen, sich schlecht ernähren und auch die Körperpflege vernachlässigen. Wird Alkohol konsumiert, so gelangt dieser in die Leber, wo er von bestimmten Enzymen abgebaut wird. Es entsteht u.a. Acetyl-CoA, woraus die Zellen im Normalfall Energie gewinnen. Bei übermäßigem Alkoholkonsum wird die Arbeit, die die Mitochondrien leisten, durch den Abbau des Alkohols gestört, sodass nicht mehr das gesamte Acetyl-CoA verstoffwechselt werden kann. Darüber hinaus entsteht durch den Abbau von Alkohol Acetaldehyd, eine Substanz, die Leberzellen schädigt und sie daran hindert, dass Fette ins Blut abgegeben werden können. Die Fette sammeln sich dann in der Leber, anstatt zum Fettgewebe bzw. zu den Organen zu wandern.
FETTLEBER AUFGRUND VON EIWEISSMANGEL
Eine Fettleber kann außerdem auftreten, wenn der Körper über zu wenig Eiweiß verfügt. Wenn man proteinreiche Speisen aufnimmt, wie beispielsweise Bohnen, Ei, Käse, Fisch oder Fleisch, so werden die Eiweiße im Körper zerlegt und neue Eiweiße aufgebaut. Diese übernehmen dann wichtige Stoffwechselfunktionen. Zu diesen Eiweißen gehören auch Enzyme, die für den Transport von Fetten aus den Leberzellen zuständig sind. Ist in der aufgenommen Nahrung aber zu wenig Eiweiß enthalten, so können nicht genügend Enzyme gebildet werden. In weiterer Folge werden die Fette nicht mehr ausgeschieden, sondern eingelagert. Diese Form der Fettleber ist allerdings sehr selten, hauptsächlich erkranken daran Menschen, die in Entwicklungsländern leben.
FETTLEBER AUFGRUND VON MEDIKAMENTEN
Des Weiteren können auch verschiedene Medikamente (z.B. Diltiazem, Tamoxifan, synthetische Östrogene, Amiodaron, Tetrazykline, Acetylsalicylsäure bzw. Glukokortikoide) sowie Gifte wie beispielsweise Phospor zu einer Fettleber führen. Auch durch eine Chemotherapie kann die Leber geschädigt und ihre Funktion beeinträchtigt werden, sodass Fetteinlagerungen auftreten.
FETTLEBER IN DER SCHWANGERSCHAFT
In seltenen Fällen tritt eine Fettleber in der Schwangerschaft auf. Diese wird als akute Schwangerschaftsfettleber bezeichnet und führt zu einer starken Leberschädigung. Die Ursache dafür ist möglicherweise ein defektes, vererbtes Enzym, wodurch Fettsäuren nicht entsprechend abgebaut werden können. Diese Form der Fettleber tritt plötzlich und meist erst nach der 30. Schwangerschaftswoche auf. Obwohl eine Fettleber bei Schwangeren sehr selten ist (1: 1 000 000), kann sie zu 30 bis 70 Prozent tödlich enden.
FETTLEBER UND FOLGEERKRANKUNGEN
Eine Fettlebererkrankung kann sowohl mit als auch ohne alkoholischer Ursache zu einer Hepatitis (Leberentzündung) führen. Wird die Ursache der Fettleber nicht behoben, so kann sich daraus eine Leberzirrhose entwickeln. Eine Leberzirrhose ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, da sich nicht umkehrbar ist und das Risiko, an Leberkrebs zu erkranken, extrem steigert. Zu den Symptomen einer Leberzirrhose gehören:
Völle- bzw. Druckgefühl im Oberbauch Erbrechen bzw. Übelkeit Gewichtsabnahme aufgrund von Appetitlosigkeit Gelblich verfärbte Augen und Haut Juckreiz „Spider naevi“ – spinnennetzartige Hautveränderungen Rötlich gefärbte Handinnenflächen „Lacklippen“ – glänzenden und gerötete Lippen Beinödeme Blutgefäße um den Bauchnabel, die sichtbar sind Brustbildung bei Männern „Bauchglatze“ bei Männern vermehrtes Nasenbluten oder Auftreten von blauen Flecken
Da die Betroffenen keinen Appetit haben, tritt eine Mangelernährung auf, durch eine verringerte Gallensekretion können zudem fettlösliche Vitamine bzw. Fette nicht vollständig aufgenommen werden. Des Weiteren entwickelt sich oftmals auch eine Pankreasinsuffizienz (Unterfunktion der Bauchspeicheldrüse). Zudem können auch sogenannte Regeneratknoten entstehen. Rund um die Knoten werden dann neue Blutgefäße gebildet, um die Leberzirkulation aufrechtzuerhalten. Allerdings ist das Fördervolumen dieses Systems nicht ausreichend und der Pfortadervenendruck erhöht sich, was zu einer Überlastung des Kreislaufs führt. Es bilden sich Umgehungskreisläufe und Venen, die eigentlich nicht dafür geeignet sind, müssen mehr Blut als sonst transportieren. Durch den hohen Druck im Pfortadersystem tritt dann unter Umständen eine Milzvergrößerung auf, außerdem kann es zu Störungen der Gehirnfunktion, Bauchwasser, Lungenfunktionsstörungen, Atemnot bzw. einem Leberversagen kommen.
Eine Leberzirrhose kann nur durch vollständigen Alkoholentzug aufgehalten werden. Ist das Organ allerdings sehr stark beschädigt, so kann eine Leberzirrhose zum Tod führen. Ärzte teilen die Leberzirrhose in drei unterschiedliche Schweregrade (Child A, B bzw. C) ein, damit sie die Überlebenschancen der Patienten abschätzen können:
Die mildeste Form ist dabei Child A, bei dieser Form der Leberzirrhose überleben alle Betroffenen innerhalb des ersten Jahres, nachdem die Diagnose gestellt wurde. Betroffene mit dem Schweregrad Child B überleben von 100 Patienten 85, bei Child B überleben 35 von insgesamt 100 Patienten.
SYMPTOME EINER FETTLEBERENTZÜNDUNG
Bei einer Steatohepatitis oder Fettleberentzündug tritt eine starke Entzündungsreaktion der Leber auf. Die Patienten leiden dann an starken Schmerzen im Leberbereich bzw. in der Region des rechten Rippenbogens, außerdem ist die Funktion der Leber gestört. Das Blutabbauprodukt Bilirubin wird zum Beispiel nicht mehr ausreichend verstoffwechselt, wodurch sich der Bilirubinwert im Blut dann erhöht. Außerdem sind die Augen und die Haut gelblich gefärbt, was auch Ikterus genannt wird. Des Weiteren leiden die Betroffenen an Fieber, Erbrechen, Übelkeit sowie Appetitlosigkeit.
FETTLEBER-SYMPTOME UND LEBERVERSAGEN
Viele Menschen wissen nicht, dass sie an einer Fettleber leiden, da typische Symptome fehlen. Liegt allerdings schon eine Leberschädigung vor, so können bestimmte Medikamente bzw. Alkohol zu einem akuten Leberversagen führen. Bei einem Leberversagen treten gelbliche Verfärbungen von Augeneiweiß und Haut auf, außerdem kommt es zu einer Blutgerinnungsstörung, da die Leber nicht mehr in der Lage ist, Gerinnungsfaktoren zu bilden. Dadurch treten blaue Flecken schon bei kleinsten Stößen auf. Des Weiteren kann es auch zu schwarz verfärbtem Stuhl sowie zum Erbrechen von Blut kommen. Außerdem ist das Bewusstsein der Patienten beeinträchtigt.
Sie reden sehr langsam, sind nicht in der Lage, sich Dinge zu merken oder können auch gar nicht mehr ansprechbar sein. Die Blutzuckerwerte schwanken stark und die Blutsalze sind ebenfalls verändert. Es ist durchaus nicht selten, dass Fettleber-Erkrankungen erst dann auffallen, wenn bereits Folgeerkrankungen auftreten. Um diese Folgen zu verhindern, sollten auch unspezifische Symptome einer Fettleber ernst genommen werden, um eine schnelle Behandlung garantieren zu können.