Experten gehen davon aus, dass Millionen Deutsche unter einer Schilddrüsenerkrankung leiden, auch wenn es bisher noch keine genauen Zahlen gibt. Frauen sind zudem viel häufiger betroffen als Männer. Bei den meisten macht sich die Krankheit ab dem 40. Lebensjahr bemerkbar. Wobei es mittlerweile immer mehr junge Patienten gibt. Bestimmte Veränderungen der Schilddrüse kannst du als aufmerksamer Beobachter gut wahrnehmen, vor allem bei einer Schilddrüsenüber- bzw. Schilddrüsenunterfunktion. Die Anzeichen bei Knoten und Kropf sind hingegen nicht mehr so einfach zu erkennen. Welche Symptome bei welcher Funktionsstörung auftreten und wie du eine kranke Schilddrüse erkennst, erfährst du in diesem Beitrag.
AUFGABEN DER SCHILDDRÜSE
Die Schilddrüse hat ihren Platz am Hals gleich unterhalb des Kehlkopfes. Ihre grundlegende Aufgabe ist es den menschlichen Körper mit den beiden Hormonen Trijodthyronin und Thyroxin zu versorgen. Hierbei wird das Thyroxin (T4) aus Eiweiß und Jod gebildet. Das T4 wiederum ist dafür da, um das zweite Hormon Trijodthyronin (T3) zu aktivieren. Dadurch kann der Stoffwechsel reguliert werden. Die Schilddrüsenhormone beeinflussen jede Menge Prozesse im Körper. Unter anderem die Darmtätigkeit, den Fettstoffwechsel und die Schweißproduktion. Zudem wirken die Hormone auch auf das Herzkreislaufsystem. Sie sorgen beispielsweise für eine Erweiterung der Blutgefäße und sie können sowohl den Herzschlag als auch den Blutdruck erhöhen.
WAS IST EINE SCHILDDÜSENUNTERFUNKTION?
Eine Schilddrüsenüberfunktion, auch als Hypothyreose bezeichnet, liegt vor, wenn das Organ nicht ausreichend Schilddrüsenhormone produziert. Das wirkt sich nicht nur auf deinen Stoffwechsel aus, sondern auch auf das Wachstum, den Kreislauf und das psychische Wohlbefinden.
Diese Erkrankung ist nur in den seltensten Fällen angeboren. Meist entsteht eine Unterfunktion durch Schädigungen des Schilddrüsengewebes. Beispielsweise kann das durch eine Infektion geschehen. Darüber hinaus können auch schwere Jodmängel oder fehlerhafte Regelzentren im Gehirn eine mangelnde Hormonproduktion bedingen. In den meisten Fällen ist diese Erkrankung nicht heilbar, sie kann jedoch gut mit Tabletten in Schach gehalten werden. Manchmal ist es nicht einmal die Schilddrüse selbst, die diese Erkrankung hervorruft, sondern bestimmte körperliche Vorgänge die die Umwandlung von T4 in T3 verhindern, obwohl das Organ ausreichend Hormone produziert. Die Ursache für eine Unterfunktion ist in vielen Fällen die Autoimmunerkrankung Hashimoto Thyreoiditis.
WELCHE SYMPTOME ÄUSSERN SICH BEI EINER SCHILDDRÜSENUNTERFUNKTION
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion wird oftmals versucht nur die einzelnen Symptome zu bekämpfen, da diese nicht auf einen Mangel an Schilddrüsenhormonen zurückgeführt wird. Charakteristisch ist für diese Fehlfunktion, dass der Verlauf lang anhaltend und vor allem schleichend ist. Kann dein Körper nicht mehr mit ausreichend Schilddrüsenhormonen versorgt werden, kann es unter anderem zu folgenden Symptomen kommen:
HOHER CHOLESTERINSPIEGEL UND ÜBERGEWICHT
Diese Volkskrankheiten der westlichen Welt sind nicht immer auf eine schlechte Ernährung und mangelnde Bewegung zurückzuführen. Liegt eine Schilddrüsenunterfunktion vor, wird der Fettstoffwechsel verlangsamt, wodurch die Cholesterinwerte steigen. Dadurch, dass mehr Fett gebildet als verbrannt wird, kommt es in weiterer Folge oft zu Übergewicht. Da hilft dann auch keine Diät, denn da die Schilddrüse auch spezielle Wachstumshormone der Muskeln reguliert, kann trotz regelmäßiger sportlicher Betätigung kein Gewicht verloren werden. Zudem kann es trotz ausreichend Bewegung zu einem Muskelabbau kommen.
KÄLTEEMPFINDLICHKEIT BZW. HITZEWALLUNGEN
Hitzeempfindlichkeit bzw. Wallungen können nicht nur in den Wechseljahren auftreten, sondern auch bei einer vorliegenden Schilddrüsenunterfunktion. Durch die unzureichende Produktion von Schilddrüsenhormonen ist auch der Stoffwechsel betroffen. Dieser ist zuständig für die Steuerung der Körpertemperatur. Betroffenen ist deshalb nicht nur schnell heiß, sondern sie sind auch kälteempfindlich.
BLÄHUNGEN UND SODBRENNEN
Durch bestimmte Beschwerden der Unterfunktion kommt es infolgedessen zu weiteren Symptomen. Eine Schilddrüsenunterfunktion kann als Folge einen Vitamin- und Eisenmangel hervorrufen. Das wiederum kann zu chronischen Verstopfungen führen, aber auch zu Blähungen und Sodbrennen. Häufig ist es aber so, dass hier kein Säureüberschuss, sondern ein Magensäuremangel vorliegt. Viele Ärzte verschreiben bei Sodbrennen sogenannte Säureblocker, was hier genau falsch ist. Bei einer Unterfunktion wird weniger vom Hormon Gastrin erzeugt, was für die Ankurbelung der Magensäureproduktion verantwortlich ist. Die Folge ist ein Magensäuremangel, der sich durch Sodbrennen oder andere Probleme des Magen-Darm-Trakts bemerkbar macht.
REIZBARKEIT, BENOMMENHEIT, DEPRESSION UND KONZENTRATIONSSTÖRUNGEN
Eine unzureichende Versorgung mit Schilddrüsenhormonen greift auch in den Glukosestoffwechsel ein. Darunter leidet vor allem das Gehirn. Hierbei wird zwar genügend Blutzucker produziert, dieser gelangt allerdings nie in die Zellen, wodurch es zu einer chronischen Unterzuckerung kommt. Deshalb kommt es bei einer Schilddrüsenunterfunktion nicht selten vor, dass die Betroffenen gereizt sind und sich schlechter konzentrieren können. Zudem wird die Fettverbrennung durch diese Erkrankung verlangsamt, sodass der Energiepegel sinkt und sich Müdigkeit und Antriebslosigkeit breitmachen. Auch bestimmte Hormone und Botenstoffe können durch einen gestörten Stoffwechsel nicht mehr das Gehirn erreichen. Das ist der Grund warum es zu einer schlechten Laune bzw. im schlimmsten Fall zu einer Depression kommen kann.
UNFRUCHTBARKEIT UND IMPOTENZ
Durch eine Schilddrüsenunterfunktion kann es dazu kommen, dass weniger Testosteron produziert wird. Aber auch die Libido kann unter der Erkrankung leiden, sowohl beim Mann als auch bei der Frau. Bei Frauen kann es schilddrüsenbedingt zu einem Mangel an Progesteron kommen, was nicht nur die Menstruation verstärken kann, sondern auch das Ausbleiben des Eisprungs.
Eine Schilddrüsenunterfunktion kann vorliegen, wenn du:
- langsamer sprichst und denkst als sonst,
- unter einer Verstopfung leidest,
- ständig frierst,
- wenn dein Gesicht aufgedunsen wirkt,
- mehr Schlaf brauchst und trotzdem immer müde bist,
- an Haarausfall oder trockener Haut leidest,
- Muskelschwäche oder Taubheitsgefühle bemerkst,
- brüchige Nägel und
- einen schwachen Kreislauf hast.
WAS IST EINE SCHILDDRÜSENÜBERFUNKTION?
Im Gegensatz zur Schilddrüsenunterfunktion werden bei der Überfunktion zu viele Schilddrüsenhormone produziert. Diese kann beispielsweise durch ein Überangebot von Jod hervorgerufen werden, dann ist aber auch eine deutliche Vorwölbung am Hals sichtbar. So eine Veränderung wird auch als Kropf bezeichnet. Viel häufiger ist die Autoimmunerkrankung Morbus Basedow daran Schuld. Hierbei bildet der Körper Antikörper gegen das eigene Organ: die Schilddrüse. Die eigentliche Ursache dieser Krankheit ist allerdings noch ungeklärt. Die gebildeten Antikörper stimulieren in diesem Zusammenhang die Zellen, die die Hormone bilden. Dadurch richtet sich die Produktion nicht mehr nach dem täglichen Bedarf. Eine Überproduktion ist die Folge davon. Meistens sind davon auch wieder Frauen betroffen.
WELCHE SYMPTOME ÄUSSERN SICH BEI EINER SCHILDDRÜSENÜBERFUNKTION
Eine Schilddrüsenüberfunktion kann sich unter anderem durch Schluckbeschweren und Heiserkeit ankündigen. Darüber hinaus kannst du davon betroffen sein, wenn du
- aggressiv und besonders nervös bist,
- ruhelos bist,
- Schlafprobleme hast,
- schwitzt, obwohl es für andere nicht zu heiß ist,
- unter Durchfall und Herzrasen leidest,
- Gewicht verlierst, obwohl du normal isst,
- zitterst,
- dich erschöpft und abgeschlagen fühlst,
- brüchige Nägel und Haarausfall hast oder
- unter einem hohen Blutdruck und Herzrhythmusstörungen leidest.
Dass die Schilddrüsenüberfunktion durch eine basedowsche Erkrankung bedingt ist, merkst du unter anderem durch eine Veränderung der Augen. Beispielsweise zählen Druckgefühle, Lichtscheue oder eine Bindehautrötung dazu. Wer an einer Überfunktion leidet, erhält in den meisten Fällen Schilddrüsenblocker. Bei einem extremen Kropf kann es sogar so weit kommen, dass die Schilddrüse auf die Luftröhre drückt. In diesen seltenen Fällen kann allerdings nur noch eine Operation helfen.
Welche Symptome deuten auf die Erkrankungen Morbus Basedow und Hashimoto Thyreoiditis hin?
Beide Autoimmunerkrankungen betreffen die Schilddrüse, äußern sich jedoch einmal in einer Schilddrüsenüberfunktion und einmal in der Schilddrüsenunterfunktion. Hierbei sind nicht nur die Ursachen total unterschiedlich, sondern auch die Folgen.
Morbus Basedow sorgt dafür, dass bestimmte Antikörper im Körper gebildet werden. Diese stimulieren die hormonbildenden Zellen, damit mehr Hormone produziert werden. Dadurch kommt es zu einer Schilddrüsenüberfunktion, die sich vor allem durch folgende Krankheitsanzeichen äußert:
- brüchige, leicht fettende Haare
- Haarausfall
- rötliche und leicht schwitzende Haut
- Durchfall
- schnellen Puls
- Herzrhythmusstörungen
- feuchte Augen
- Schlafstörungen
- schnelle geistige Ermüdung
- Untergewicht trotz vermehrter Essensaufnahme
Bei der Hashimoto Thyreoiditis richten sich Abwehrkörper gegen das körpereigene Immunsystem, genauer gesagt gegen das Schilddrüsengewebe, welches die Hormone produziert. Die Folge davon ist, dass sich dieses Gewebe chronisch, also dauerhaft, entzündet. Nach und nach wird es immer weiter zerstört und lässt das Schilddrüsenvolumen schrumpfen. Dadurch kommt es zu einem Mangel an Schilddrüsenhormonen und eben auch zu einer Schilddrüsenunterfunktion. Wichtig ist aber anzumerken, dass sich diese Krankheit zuerst durch eine Schilddrüsenüberfunktion bemerkbar macht, die anschließend in eine dauerhafte Schilddrüsenunterfunktion übergeht. Krankheitsanzeichen für eine Hashimoto-Erkrankung sind unter anderem:
- o trockene und brüchige Haare und Nägel
- Verstopfung und Blähungen
- trockene Augen und Haut
- Haarausfall
- verlangsamter Puls
- erhöhtes Bedürfnis nach Schlaf
- Übergewicht
- verminderte Konzentrationsfähigkeit
- Antriebslosigkeit
- nachlassende Gedächtnisleistung
- verminderte Libido
- Müdigkeit
WELCHE SYMPTOME ÄUSSERN SICH BEI KNOTEN ODER EINEM KROPF
Ein Kropf ist die Bezeichnung für eine vergrößerte Schilddrüse. Hierbei kann das Organ entweder diffus, sprich nicht klar umgrenzt, oder durch Knoten gekennzeichnet sein. In den meisten Fällen ist die Schilddrüsenfunktion hierbei aber vollkommen normal. Diese Erkrankung wird auch als „euthyreote Knotenstruma“ bezeichnet. Es kann jedoch eine Kombination eines Kropfes mit einer Schilddrüsenüber- oder Schilddrüsenunterfunktion vorkommen.
Vorliegende Knoten oder ein Kropf äußern sich vor allem durch:
- Luftnot
- Schwellungen der unteren Halsregion
- Enge-, Druck- oder Kloßgefühl im Hals
- Schluckbeschwerden
ZUSAMMENFASSUNG
Erkrankungen der Schilddrüse können sich auf viele verschiedene Weisen äußern. Generell gilt, dass Befindlichkeits- und Stoffwechselstörungen besonders typisch für eine Über- bzw. Unterfunktion des Organs sind. Liegt eine Entzündung der Schilddrüse vor, ist diese oftmals auch mit Schmerzen verbunden. Bei einem vergrößerten Organ kann es in weiterer Folge zu einem Enge- oder Druckgefühl im Hals kommen. Es gibt jedoch auch Erkrankungen der Schilddrüse, die für eine lange Zeit keinerlei Symptome machen und erst in einem fortgeschrittenen Stadium Beschwerden bereiten.
Eine veränderte Schilddrüse kann sich zusammengefasst bemerkbar machen durch:
- vermehrtes Schwitzen oder Kälteempfindlichkeit
- unregelmäßiger, verlangsamter oder beschleunigter Puls
- zunehmende innere Unruhe
- Antriebslosigkeit
- Müdigkeit
- vermehrter Appetit oder Appetitmangel
- schnelle Gewichtsab- oder -zunahme
- Beschwerden an den Augen
- trockene Haut
- Haarausfall und brüchige Nägel
Falls du jetzt allerdings denkst: Oh mein Gott, ich habe eine Schilddrüsenerkrankung – bitte einmal tief durchatmen. Die genannten Symptome sind mögliche Begleiterscheinungen vieler Erkrankungen und Beschwerden. Wenn du allerdings schon einige Gänge zum Arzt hinter dir hast und er deine Symptome nicht in den Griff bekommt, dann kannst du ihn gezielt auf die Schilddrüse bzw. mögliche diagnostische Untersuchungen ansprechen. Anstatt immer nur die einzelnen Symptome zu bekämpfen, kann es sich oft lohnen gezielt nach einer vorliegenden Schilddrüsenerkrankung zu suchen.