68 Prozent der jugendliche Teenager in Europa und etwa 30 Prozent der jungen Erwachsenen trinken Energy-Drinks. 2015 wurden rund 328 Millionen Liter davon verkauft. Die Hälfte der Konsumenten trinkt die Energy-Drinks in Verbindung mit Alkohol. In Großbritannien haben Aldi Süd und Lidl den Verkauf von Energy-Drinks an Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren mit dem 1. März 2018 gestoppt. In Lettland und Litauen gibt es schon seit 2016 eine Altersgrenze für ihren Verkauf. Sind Energy-Drinks schädlich?
Für Deutschland fordert Foodwatch mit Hinweis auf die Studien der Weltgesundheitsorganisation WHO ein Verkaufsverbot an unter 18-Jährige. Das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) hat sich ebenfalls bereits für klarere Warnhinweise auf den Etiketten der Getränke ausgesprochen. Kinder, Schwangere, Stillende sollen vor den Energy-Drinks gewarnt werden. Auch Menschen mit Vorerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollten Energy-Drinks unbedingt meiden.
ABER ZUERST EINMAL WOLLEN WIR UNS DIE ZUTATEN EINES ENERGY-DRINKS ANSCHAUEN:
Diese sind Wasser, Zucker (auch in Form von Dextrose, Glucose, Saccharose oder Fruktose), Kohlensäure, Koffein, Taurin, Glucuronolacton, Farbstoffe und Aromen. Zusätzlich können Mate oder Guarana beigesetzt werden, wobei Guarana in seiner Wirkung mit Koffein vergleichbar ist.
Kommen wir nun zu den Risiken:
1 ES BESTEHT DAS RISIKO FÜR EIN „KOFFEIN-SYNDROM“
Besonders gefährlich ist die extrem hohe Koffeindosis, die in Energy-Drinks enthalten ist. In einer Tasse Kaffee (150 ml) sind etwa 50-100 Milligramm Koffein enthalten. Der Koffeingehalt einer Dose Energy-Drink liegt bei etwa 80 Milligramm. Allerdings werden Energy-Drinks oft in viel größerer Menge getrunken.
Die Europäische Behörde für Lebensmittel-Sicherheit (EFSA) geht davon aus, dass ein gesunder Erwachsener am Tag maximal 400 Milligramm Koffein zu sich nehmen kann, ohne, dass diese Menge gefährlich wäre. Das entspricht etwa fünf Dosen eines Energy-Drinks zu 250 ml oder fünf Tassen eines starken Kaffees. Schwangere Frauen dürfen höchstens die Hälfte dieses Tagessatzes zu sich nehmen, wenn sie die Gesundheit des Kindes nicht gefährden wollen. Ein Kind verträgt wesentlich weniger. Schon bei einem halben Liter eines Energy-Drinks ist der tägliche Schwellenwert bei einem Menschen, der weniger als 50 Kilogramm wiegt, überschritten.
Folgen einer Koffeinüberdosis können Herzrasen, Herzrhythmusstörungen, Krampfanfälle, Schlafstörungen, Bluthochdruck, Übelkeit oder Nierenversagen sein. Schon etwa 20 Minuten nach dem Trinken lässt das Koffein Blutdruck und Puls steigen. Das Herz schlägt schneller, der Körper fühlt sich leistungs-, der Geist konzentrationsfähiger. Nach etwa einer Stunde lässt die Wirkung nach. Der Körper verlangt nach Nachschub.
2 DER STRESSHORMONSPIEGEL KANN ANSTEIGEN
Die US-amerikanischen Forscher der Mayo Clinic in Minnesota stellten eine Untersuchung an und sprachen anschließend eine Warnung aus. Hatten Probanden einen Energy-Drink getrunken, ließ sich kurz darauf erhöhter Blutdruck und eine verstärkte Freisetzung von Stresshormonen messen. Der noradrenalin Werte stieg nach dem Trinken um 74 Prozent. Auch der Blutzuckerspiegel stieg an. Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass die Getränke ein Risiko für die Herzgesundheit darstellen und das Diabetes Risiko erhöhen können. In 33 Prozent der Energy-Drinks sind außerdem sogenannte Glucuronolactone enthalten, die die Müdigkeit dämpfen sollen und stimmungsaufhellend wirken.
3 DIE ZAHNSCHMELZ KANN SCHMELZEN
DER EXTREM HOHE ANTEIL VON ZUCKER IN ENERGY-DRINKS UND DER HOHE ANTEIL AN SÄUREN GREIFT DEN ZAHNSCHMELZ EMPFINDLICH AN. WEICHT DER ZAHN AUF, WIRD ER ANFÄLLIGER FÜR KARIES UND ZAHNKRANKHEITEN. EINE DOSE VON 250 ML INHALT DES ENERGIEGETRÄNKS OHNE ZUCKERREDUZIERUNG ENTHÄLT FAST 10 STÜCK WÜRFELZUCKER.
4 ES KANN EIN FLUSH-SYMPTOME AUFTRETEN
Energy-Drinks fallen in Deutschland seit 2012 unter die Vorgaben der Fruchtsaft- und Erfrischungsgetränkeverordnung, die maximale Höchstdosierungen der Zutaten vorgibt. „Energyshots“ werden aber als Nahrungsergänzungsmittel deklariert, um die gesetzlichen Vorgaben zu umgehen. Energyshots enthalten daher oft Mengen von Koffein, die vier Mal so hoch sind als für Energy-Drinks erlaubt. Oft ist diesen Shots auch eine hohe Dosis Nikotinsäure beigesetzt. Nicotinsäure kann Hautrötungen, Hitzewallungen, Durchfall, Übelkeit, Erbrechen und auch Leberschäden verursachen, sogenannte Flush-Symptome.
MACHT DER ENERGIESCHUB SÜCHTIG?
Eine französische Studie der European Society of Cardiology (ESC) kam 2014 zu einem alarmierenden Ergebnis. 257 Meldungen zu Nebenwirkungen der Energy-Drinks gingen zwischen 2009 und 2012 bei der Agentur für Lebensmittelsicherheit ein und wurden analysiert.
Wie bei starken Aufputschmitteln zeigten sich bei den Konsumenten Herzrasen, Zittern, Kopfschmerzen und auch Angstzustände. Hinzukommen konnten Schlafstörungen, erhöhter Blutdruck, Konzentrationsschwierigkeiten und Durchfall. In acht Fällen kam es zu Herzstillstand mit plötzlicher Todesfolge. Ein Kausalzusammenhang zwischen den Todesfällen und dem Konsum der Energy-Drinks konnte aber nicht nachgewiesen werden, da die Energiegetränke oft im Zusammenhang mit anderen Drogen konsumiert werden.
Eine Studie der University of Michigan bestätigte, dass ein Konsum von Energy-Drinks meist mit einem erhöhten Konsum von Alkohol einherging. Einige Studien sehen in Energy-Drinks sogar eine Einstieg Substanz zu anderen, auch psychoaktiven Drogen.
Junge Partygänger versuchen mit Energy-Drinks die eintretende Müdigkeit zu überwinden, um die Nacht durchzufeiern und in Diskotheken und Bars durchtanzen zu können. Putschen sich die Trinker mit Energy-Drinks zusätzlich auf, können sie parallel dazu auch mehr Alkohol trinken. Sie überschätzen dann schnell die eigenen Kräfte und dehydrieren leichter bei starker körperlicher Betätigung.
WAS VIELE DARÜBER HINAUS VIELLEICHT NOCH NICHT WISSEN IST, DASS TAURIN FAST WIRKUNGSLOS IST.
Taurin wurde erstmals in der Ochsengalle entdeckt und stammt nicht aus Stierhoden, wie oft angenommen wird. Taurin wird auf natürliche Weise auch vom menschlichen Körper selbst produziert und wirkt in unserem Körper als Antioxidationsmittel. Mitunter wird es bei Niereninsuffizienz sogar in hoher Dosis künstlich zugeführt.
In 52 Prozent aller Energy-Drinks ist Taurin enthalten. Der Anteil von Taurin darin ist aber meist gering. Studien zur Wirksamkeit von Taurin in geringfügiger Dosierung kommen zu unterschiedlichen Schlüssen. Eine eindeutige Wirkung konnte nicht nachgewiesen werden oder blieb verschwindend gering. Taurin wird den Energy-Drinks vermutlich fast nur aus marktpsychologischen Erwägungen hinzugefügt. Die vermeintlich leistungsfördernde Wirkung von Taurin konnte bislang nur zusammen mit Koffein nachgewiesen werden.